Erfolgreich Stillen – Tipps von einer Stillberaterin

Stillende Frau mit Baby

Stillen ist das natürlichste der Welt und trotzdem oft so schwierig. Warum das so ist und wie man eine gute Stillbeziehung aufbaut, habe ich die Stillberaterin Bettina Sürth Bsc gefragt. Sie hat mir unter anderem erzählt, wieso eine Vorbereitung auf das Stillen empfehlenswert ist, wieso Väter so wichtig beim Stillen sind und worauf man nach der Geburt achten sollte, damit das Stillen klappt.

Wieso Stillen oft so schwierig ist

Frauen hören immer wieder „Ach, Stillen ist doch das natürlichste der Welt, das kann jede!“. Dabei geht es den meisten frischgebackenen Müttern nicht so. Viele zweifeln dann an ihren „Fähigkeiten“ als Mutter und geben das Stillen auf, da sie nicht die nötige Unterstützung bekommen. Bettina erklärt, dass Frauen früher viel mehr voneinander beim Stillen gelernt haben. So haben etwa Töchter öfters bei ihren Müttern das Stillen von jüngeren Geschwistern beobachtet und so gelernt, wie Stillen „funktioniert“. Generell wurde außerdem viel mehr im Verband gelebt und Frauen konnten beim Stillen voneinander lernen.

Sowohl Baby als auch Mutter müssen das Stillen erst erlernen und es ist keine Fähigkeit, die sie sofort nach der Geburt können. Insbesondere durch den fehlenden Verband muss jede Familie das Stillen für sich selbst lernen und hat so einen weiteren Weg zu gehen. Stillen an sich war jedoch wohl auch früher nicht immer ganz einfach, nicht umsonst gab es früher etwa Ammen oder Babys wurden von anderen Müttern gestillt.

In anderen Ländern sind Milchspendebanken zudem viel üblicher, wo Muttermilch als Ersatznahrung ausgegeben wird, wenn die eigene Milch nicht reicht oder man nicht stillen kann. Das romantische Bild, dass jede Frau und jedes Baby problemlos stillen können, ist leider ein Mythos. Der Druck auf Frauen ist dadurch sehr hoch, was oft einem erfolgreichen Stillen im Weg steht, da die Erwartungshaltung nicht mit der Realität übereinstimmt. So erzählt mir Bettina, dass es auch Frauen gibt, die tatsächlich aufgrund der Brustform nicht vollstillen können oder einfach gewisse Herausforderungen haben. Mit der richtigen Unterstützung gibt es aber auch hier gute Möglichkeiten, dass Baby und Mutter trotzdem von den vielen Vorteilen des Stillens profitieren können.

Das romantische Bild, dass jede Frau und jedes Baby problemlos stillen können, ist leider ein Mythos.

Wieso Vorbereitung auf das Stillen sinnvoll ist

Oft planen Familien bis zur Geburt, stehen aber danach vor vielen Herausforderungen, mit denen sie nicht gerechnet hatten – so auch beim Stillen. Da die Stillzeit über mehrere Monate oder sogar Jahre geht, lohnt sich eine Vorbereitung aber definitiv. Bettina ist davon überzeugt, dass Stillen für Mutter und Baby das Beste ist und es sich daher lohnt, darin zu investieren. Am besten ist es, sich bereits in der Schwangerschaft vorzubereiten. So können viele Probleme bereits vorab vermieden werden und man geht mit einem guten und sicheren Gefühl an die Stillbeziehung heran. Die ersten Tage sind sehr ausschlaggebend für den Stillerfolg und gerade da liegen die Nerven besonders blank.

Fragen, die sich Familien beim Stillen nach der Geburt regelmäßig stellen sind: Wieso schmerzen die Brustwarzen so? Wird mein Baby wirklich satt? Wie lange soll ich stillen? Wie soll ich zufüttern? Bettina empfiehlt daher allen Familien, insbesondere werdenden Müttern, sich auf das Stillen vorzubereiten. Auch aus eigener Erfahrung kann ich absolut bestätigen, dass eine Vorbereitung aufs Stillen maßgeblich für ein „erfolgreiches“ Stillen sein kann. Ohne vorherige Vorbereitung hätten wir sicher nicht so schnell – oder überhaupt nicht – zum Vollstillen gefunden.

Aber wie kann man sich darauf vorbereiten? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Einerseits empfiehlt Bettina sich mit der eigenen Brust zu befassen. Dabei kann man sich etwa fragen: Wie greift man die Brust an, damit das Baby gut andocken kann? Welche Positionen gibt es? Dafür kann man sich vorab im Internet informieren oder Literatur besorgen, empfehlenswert ist etwa das Buch „Stillen“. Hier lernt man Positionen kennen, wie das Stillen in der Wiegehaltung, in der Seitenlage oder die „Footballhaltung“. Ich habe mir das Buch besorgt, vorab gelesen und ins Krankenhaus mitgenommen und würde das auch genauso wieder tun. So waren mir die Positionen nicht fremd und ich konnte vor Ort immer wieder hineinschauen und etwas daraus ausprobieren oder bei Schwierigkeiten konkret nachlesen.

Es gibt auch viele empfehlenswerte Videos, wie etwa dieses hier:

Stillberater*innen unterstützen jedoch nicht nur bei Schwierigkeiten, sondern sind auch bereits in der Schwangerschaft kompetente Ansprechpersonen. So kannst du bei Bettina etwa auch einen Stillvorbereitungskurs besuchen oder eine persönliche Stillvorbereitung. Im Stillvorbereitungskurs werden generelle Punkte besprochen, aber Bettina schaut sich auch mit jeder Frau einzeln die Brust an. Sie erklärt dann, welche Herausforderungen es eventuell geben könnte und wie man am besten darauf reagiert. So wissen Frauen dann schon, wie sie sich im Fall der Fälle verhalten sollten und können mit der nötigen Ruhe herangehen. Wenn man aufs Stillen vorbereitet ist, fällt es danach nicht nur einfacher, sondern man kann auch nach der Geburt schon so reagieren, wie es für einen optimalen Stillstart ideal ist. Geburtsvorbereitungskurse sind dafür nicht ausreichend, da hier das Thema Stillen neben vielen anderen behandelt wird und so natürlich nicht in der Ausführlichkeit dazu gesprochen werden kann.

Wie Männer das Stillen positiv beeinflussen können

Männer glauben häufig, dass sie beim Stillen nichts machen können. Laut einer Studie sind Väter jedoch maßgeblich am Stillerfolg beteiligt. Bettina betont, dass Väter einerseits die Versorger-Rolle für Mütter übernehmen können. Das umfasst etwa etwas zu trinken zu bringen, Essen zu kochen, aber auch emotionale Bestärkung und Unterstützung. Andererseits stellt das Stillen zwar einen großen Teil zu Beginn dar, jedoch gibt es auch viele andere Dinge, die zu tun sind. So können Väter etwa das wickeln, baden, herumtragen und erstes Spielen übernehmen. Wenn beim Stillen eine Zufütterung notwendig ist, können sie auch diesen Part der stillfreundlichen (!) Zufütterung an der Brust übernehmen.

Bettina empfiehlt allen Vätern, mindestens eine Woche nach dem Spitalsaufenthalt zuhause zu bleiben. Sofern es möglich ist, ist eine längere Zeitspanne natürlich vorteilhaft. Aus persönlicher Erfahrung kann ich berichten, dass mein Mann etwa ein Monat zuhause war und diese Zeit absolut wertvoll und hilfreich war!

Sollten sich Väter nur wenige Tage freinehmen können, dann empfiehlt Bettina in jedem Fall, sich anderweitig Hilfe zu holen. Familie oder Freund*innen können z.B. beim Essen kochen, Haushalt und bei der Babypflege unterstützen.

Darauf solltest du nach der Geburt beim Stillen achten

Die ersten Tage nach der Geburt sind hinsichtlich des Stillens sehr ausschlaggebend. Mit einer guten Vorbereitung kann schon vielen Stillproblemen entgegengewirkt werden, da diese direkt vermieden werden können. Im optimalen Fall sollte das Baby innerhalb der ersten 2 Stunden nach der Geburt an der Brust gesaugt haben.

Babys dürfen dann mehrere Stunden schlafen, Bettina betont aber, dass sie danach konsequent alle zwei bis drei Stunden geweckt werden sollten (falls sie sich nicht von selbst melden). Nur so kann die Milchbildung der Mutter angeregt werden und das wichtige Zeitfenster genutzt werden. Sollte das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, sollte die Mutter nach 24 Stunden mit einer Milchpumpe die Milchbildung anregen.

Bettina weist darauf hin, dass es wichtig ist, dass die Babys besonders zu Beginn beim Saugen nur die Brust erhalten. Fremdsauger wie Schnuller, Fläschchen & Co sollten nicht zum Einsatz kommen. Sowohl Mutter als auch Baby müssen erst lernen, wie Stillen funktioniert. An Fremdsaugern wird jedoch ein komplett anderes Saugverhalten benötigt als an der Brust, wodurch eine Saugverwirrung beim Kind entstehen kann. Eine Zufütterung sollte daher immer brustnah und stillfreundlich erfolgen. Wie das aussehen kann, wird am besten mit einer Stillberaterin gemeinsam eruiert, die auch die notwendigen Instruktionen zur korrekten Durchführung geben kann.

Baby Hand

Auf diese Zertifizierungen solltest du beim Thema Stillen achten

Bettinas Empfehlung ist beim Thema Stillen auf die Zertifizierung „IBCLC“ zu achten, da keine andere Zertifizierung so strenge Kriterien erfüllt. Dadurch sind IBCLC Stillberater*innen auch in der Lage, bei besonders herausfordernden Themen wie Stillen bei Frühgeborenen, Gendefekte wie z.B. Trisomie 21, Fehlbildungen im Mundbereich und vielem mehr zu beraten. Ansprechpersonen ohne diese Ausbildung können zwar unterstützen, man kann aber nicht generell davon ausgehen, dass etwa die eigene Hebamme beim Thema Stillen optimal geschult ist!

Die Ausbildung zu IBCLC Stillberater*innen dauert über ein Jahr und wird mit einer mehrstündigen Prüfung abgeschlossen. Außerdem kann man die Ausbildung nur mit einem medizinischen Grundberuf absolvieren und muss sich alle fünf Jahre re-zertifizieren. So wird sichergestellt, dass die Stillberater*innen immer am neuesten Wissenstand sind und Familien optimal begleiten können.

Ansonsten gibt es noch die Zertifizierung „baby friendly hospital“ der Krankenhäuser. In diesen Häusern werden bestimmte Kriterien beachtet, damit das Stillen optimal unterstützt wird. Hier kannst du dich informieren, welche Krankenhäuser in deiner Umgebung diese Zertifizierung haben.

Den eigenen Weg zum Stillen finden

Stillen mag das natürlichste der Welt sein, dennoch ist es sowohl für Mütter als auch Babys oft keinesfalls einfach. Gerade der Anfang bringt viele Herausforderungen mit sich und es dauert oft Wochen, bis alles gut eingespielt ist. Die vielen Vorteile des Stillens für die ganze Familie sind dennoch vielfältig. Den eigenen Weg mit dem Stillen zu finden, lohnt sich somit jedenfalls. Für die Vorbereitung und bei Stillschwierigkeiten ist es hilfreich und sinnvoll, professionelle Hilfe zu Rat zu ziehen – wie bei Bettina.

Bettina Sürth

Über Bettina

Bettina ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und arbeitet aktuell in der Abteilung Geburtshilfe im Landeskrankenhaus Hollabrunn. Außerdem ist sie Mutter von zwei Töchtern. Obwohl sie selbst bereits viel berufliche Erfahrung mit Geburt und Stillen gesammelt hatte, stand sie bei der Geburt ihrer ersten Tochter dennoch beim Stillen vor einigen Herausforderungen. So beschloss sie die Ausbildung zur IBCLC Stillberaterin zu machen und zukünftig viele Familien bei diesem Thema professionell zu unterstützen. Hier kannst du dir Bettinas Angebot im Detail ansehen.

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