Therese Frank – (R)echt erfolgreich als Mama und Anwältin

Therese Frank
©Magdalena Possert

Mit dem Format Frauenbilder stelle ich dir inspirierende Frauen vor. Du erfährst interessante Geschichten direkt aus ihrem Leben und findest vielleicht sogar das eine oder andere neue Vorbild. Denn in uns Frauen steckt viel mehr, als wir oft glauben. Lasst uns gemeinsam für mehr Sichtbarkeit von Frauen sorgen! Diesmal bei Frauenbilder im Portrait: Therese Frank.

Therese Frank ist Anwältin und lebt mit ihrem Mann und ihrer 7-jährigen Tochter in Wien. Vor mehr als drei Jahren hat sie sich selbstständig gemacht und seitdem ihre Kanzlei mitten in Wien beim schönen Volkstheater. Bei unserem Gespräch haben wir uns unter anderem darüber unterhalten, warum die Anwaltsbranche unbedingt einen neuen Anstrich benötigt, wieso Frauenquoten und Gendern sinnvoll sind und warum man eine großartige Mutter und Anwältin gleichzeitig sein kann.

1. Mehr Sichtbarkeit für Frauen

Nach ihrer Zeit in der Großkanzlei hat Therese in ihre Selbstständigkeit gestartet und sich auf Versicherungs- und Social-Media-Recht spezialisiert. Durch ihren Kanzleipartner hatte sie zwar die ersten zwei Monate einen Auftrag, aber danach musste sie sich selbst umsehen. In diesem Moment wurde ihr klar, wie viel ein starkes Netzwerk ausmachen kann. Nachdem Therese, bevor sie sich selbständig gemacht hat, nicht viel Zeit darin investiert hat, sollte sich das von da an ändern. Ihre klare Empfehlung an alle Frauen ist, bereits früh mit dem Aufbau eines Netzwerks zu starten: „Je öfter man ein Event allein besucht und beginnt mit Leuten zu sprechen, die man nicht kennt, desto leichter fällt es einem!“

©Magdalena Possert

Um junge Leute beim Aufbau eines Netzwerkes zu unterstützen, war Therese viele Jahre Vorstandsmitglied vom YLF (young leaders forum) in Wien. Dessen Ziel ist es, vor allem (angehende) Führungskräfte bei ihrer Entwicklung zu unterstützen und diese miteinander zu vernetzen. Als Mitglied bekommt man neben dem Netzwerk Events rund um Karriere und Führung geboten, aber auch zu unterschiedlichen Fachthemen und sogar ein eigenes Mentoring-Programm. Dass besonders Frauen einem guten Netzwerk keinen so hohen Stellenwert geben und in Führungspositionen stark unterrepräsentiert sind, zeigt sich auch bei der Frauenquote des Wirtschaftsforum der Führungskräfte, dem das YLF angehört: nur 6,8% der Mitglieder sind Frauen.

„Ich empfehle jeder jungen Frau bereits früh ein Netzwerk aufzubauen. Das lohnt sich!“
- Therese Frank -

Therese ist es nicht nur ein großes Anliegen, Frauen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, sondern auch den Beruf der Anwältin abzustauben und zu zeigen, wie sich dieser modern interpretieren lässt. Nur den Blick auf die Anzahl der abgearbeiteten Stunden zu wenden, wird ihrer Meinung nach bald der Geschichte angehören. Berufstätige Mütter arbeiten oft extrem effizient und überlegen es sich mehrmals, ob sie kurz einen Kaffee trinken gehen. Dazu gibt Therese Einblicke in ihren Berufsalltag auf Social Media, besonders auf LinkedIn und Instagram.

Großen Nachholbedarf sieht Therese beim Thema Gleichberechtigung. Nach wie vor bilden Frauen nur 23% der Anwaltschaft und auch bei Führungskräften ist die Rate nicht besonders gut. Sie spricht sich somit klar für eine inklusive Sprache in Form von Gendern aus, als auch Quoten in der Wirtschaft: „Mit einer Frauenquote wird es endlich normal, dass Frauen eine Führungsposition innehaben. Nur so wird sich etwas ändern!“

2. Selbständigkeit – der Sprung ins kalte Wasser

Nachdem sie einen beruflichen Wechsel von der Großkanzlei – bei der sie 10 Jahre gearbeitet hatte – angestrebt hatte, wagte Therese den großen Schritt in die Selbstständigkeit. Eigentlich wollte sie wieder ein Angestelltenverhältnis, aber sie fand einfach nichts. Unter anderem da wohl oft vermutet wurde, dass sie als junge Mutter bestimmt bald noch ein zweites Kind bekommen würde. Ein Kollege ermutigte sie schließlich,  den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Besonders am Anfang war das eine große Herausforderung, da das gewohnte feste Einkommen weggefallen war und auch ganz neue Dinge erst gelernt werden mussten – wie Buchhaltung. Beim Studium der Rechtswissenschaften bekommt man keine wirtschaftlichen Grundlagen gelehrt, weshalb Therese sich alles eigenständig erarbeiten musste.

Mittlerweile ist Therese seit über drei Jahren selbstständig und beschäftigt sogar zwei studentische Hilfskräfte. In dieser Zeit der Selbstständigkeit hat sie viel gelernt und sich weiterentwickelt. Es ist zwar nicht immer ein einfacher Weg, aber dennoch gibt es viele Vorteile wie etwa eine eigenständige Zeiteinteilung. Sie ermutigt Frauen dazu, sich für den Beruf der Anwältin zu entscheiden, wenn sie das möchten.

Hier gibt es noch ein großes Defizit: während es bei den Anwärter*innen noch 49% sind, fällt mit der Eintragung als Anwältin diese Quote um mehr als die Hälfte. Dadurch sind in Österreich nur etwa 23% der Anwält*innen Frauen. Bei den Gesellschafter*innen bei Großkanzleien ist der Unterschied mit einem Frauenanteil von nur 12% noch gravierender. Als Vergleich: In Deutschland liegt die Anwältinnenquote bei ungefähr 34% und in Frankreich bei 55%. Bei den Richter*innen sind es in Österreich mit 53% etwas mehr Frauen.

Dafür gibt es ihrer Meinung nach mehrere Gründe. Einerseits wird Frauen oft abgeraten, Anwältin zu werden, wenn sie eine Familie gründen möchten. Andererseits herrscht in Österreich das Bild des Anwaltes vor, der 60 bis 80 Stunden pro Woche arbeitet und keine zeitlichen Einschränkungen wegen familiären Verpflichtungen wie Kinderbetreuung hat. Das System ist ebenfalls nach wie vor auf das Prinzip des Alleinernährers ausgelegt. So muss in Österreich grundsätzlich jede Person, die als Anwält*in eingetragen ist, gleich viel Gebühren einzahlen – unabhängig davon, wie viel man verdient. Diversität sollte ihrer Meinung nach endlich als Wirtschaftsfaktor erkannt werden.

Therese zeigt mit ihrem Weg, dass es möglich ist, eine gute Anwältin und eine gute Mutter zu sein. Nach wie vor behaupten viele „alteingesessene“ Anwälte, dass nur eins von beiden möglich ist. Nachdem wieder jemand so etwas in einem Interview verkündet hatte, ist Therese der Kragen geplatzt und sie hat ihrem Ärger auf Instagram Luft gemacht. Die Resonanz war riesig und viele junge Studentinnen berichteten ihr, dass sie bereits seit der ersten Vorlesung zu hören bekämen, dass sie doch lieber Richterin werden sollten, wenn sie auch mal Familie haben möchten. Therese kämpft seitdem umso mehr dafür, dass Frauen weniger Steine in den Weg gelegt werden, wenn sie sich für den Beruf der Anwältin entscheiden.

3. Prioritäten setzen und unabhängig bleiben

Schon früh hat Therese ihrer Tochter mitgegeben, dass es wichtig ist, besonders als Frau unabhängig zu sein und auf eigenen Beinen stehen zu können. Das möchte sie ihrer Tochter auch vorleben. Da sie und ihr Mann Vollzeit arbeiten und sich Unterstützung leisten können, haben sie bereits früh beschlossen, ein Au-Pair zu nehmen. Ihr aktuelles Au-Pair ist bereits seit drei Jahren bei ihnen und wie eine Schwester für ihre Tochter.

Ein Dorn im Auge ist Therese in dem Zusammenhang das Wort „Fremdbetreuung“. Ihre Tochter hat eine weitere liebevolle Bezugsperson und sie beide freuen sich am Abend und am Wochenende, wenn sie gemeinsam Zeit mit ihrer Tochter verbringen können.

Therese sieht besonders in Österreich einen Trend hin zur Hausfrau und Mutter. Das kann sie ganz und gar nicht verstehen, immerhin ist die Scheidungsrate hoch und die Mindestpension gering. Durch die finanzielle Unabhängigkeit läuft man nicht Gefahr, irgendwann vor dem Ruin zu stehen. Nach mehreren Jahren, die man nicht in einem Job gearbeitet hat, ist es schwierig, wieder einzusteigen und etwas passendes zu finden. Sie empfiehlt jeder Frau, zumindest einen Fuß in der Tür zu lassen und rasch wieder einzusteigen. Lieber andere Dinge auslagern – wie den Haushalt, soweit das möglich ist – oder beide passen ihre Stunden an. Langfristig lohnt sich das in den meisten Fällen!

Obwohl sie mit Beruf und Familie gut ausgelastet ist, achtet Therese darauf, auch für sich etwas zu tun. Besonders gerne geht sie zum Yoga, meistens sogar zwei Mal die Woche. Wichtig ist für sie, dass die Hürde möglichst gering ist. So befindet sich das Studio direkt neben ihrem Büro und es fällt ihr leichter, hinzugehen. Immer, wenn sie überlegt, eine Stunde ausfallen zu lassen, denkt sie daran, wie viel besser es ihr danach geht und wie ausgeglichen sie ist. Davon profitieren schlussendlich alle, sowohl ihre Mandant*innen als auch ihre Familie.

Es ist nicht immer einfach für Therese, Prioritäten zu setzen, da ihr alle Lebensbereiche wichtig sind. Dennoch schafft sie es, für sich meistens gut Prioritäten zu setzen und weiß auch, dass sie und ihre Familie die Zeit gemeinsam am besten genießen können, wenn sie sich auch im Beruf etablieren kann und auf ihr eigenes Wohl achtet.

Vom Mut, glücklich zu sein

Im Gespräch mit Therese durfte ich viel dazulernen und über ihre Branche erfahren. Besonders begeistert mich, wie sie den Mut zusammengenommen hat, ihren ganz persönlichen Weg zu gehen. Sie ist für mich das beste Beispiel einer unabhängigen, glücklichen Frau und dass wir uns alle trauen können, etwas zu wagen. Denn Frauen dürfen sich – genauso wie Männer – in allen Lebensbereichen etablieren und so ein unabhängiges, vielseitiges Leben führen. Leider sieht man so ein (Vor-) Bild viel zu selten. Daher hoffe ich, dass du von diesem Blogbeitrag genauso inspiriert und motiviert bist, wie ich nach dem Gespräch mit Therese.

Mehr über Therese Frank erfährst du hier:
Thorstensens Frank – Rechtsanwälte in Kooperation
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