Mental Load – Wieso du als Mama nicht an alles denken musst

Hast du schon einmal von Mental Load gehört? Mental Load umfasst all die Denk- und Organisationsarbeit, die nicht gleich auffällt, aber viel Zeit in Anspruch nimmt. Ein überwältigender Teil dieser (unbezahlten) Arbeit wird oft von Frauen übernommen, insbesondere Müttern. Du erfährst in diesem Beitrag, was Mental Load ist und welche negativen Auswirkungen zu viel davon bewirkt.

Was ist Mental Load?

Mental Load bezeichnet die mentale Belastung an alle Dinge zu denken, die eben erledigt werden müssen. Gerade in Familien fällt viel Organisationsaufwand an: Geschenke für Kindergeburtstage besorgen, Termin beim Arzt oder der Ärztin organisieren, an den nächsten Impftermin denken, Kleidung in der nächsten Größe besorgen und vieles mehr. Es gehört aber genauso der Haushalt dazu, wie Betten machen oder Geschirrspüler einräumen. Oft sind es viele kleine Tätigkeiten, die in der Summe ganz schön viel ergeben. Und daran denken muss auch erstmal jemand!

Viele Mütter gehen schon ganz anders durch den Tag als Väter. Sie machen nie wirklich eine Sache, sondern bearbeiten nebenbei noch fünf andere Dinge mit. Ein Beispiel: In der Früh wird nicht nur gefrühstückt, sondern auch nebenbei die Jause für die Schule vorbereitet, das Stofftier für den Kuscheltier-Tag im Kindergarten mitgegeben und am WC das Toilettenpapier aufgefüllt. Alleine an diese ganzen Dinge zu denken benötigt schon ganz schön viel Hirnschmalz und nach dem Morgen ist somit schon viel Energie aufgebraucht. Der Unterschied zum klassischen Job ist aber, dass diese Arbeit oft nicht als solche wahrgenommen wird und auch nicht – oder wenig – entlohnt wird.

Die Verantwortung für diese Arbeit wird oft bei Müttern gesehen. Leider sehen viele Männer den Aufwand dahinter nicht und argumentieren etwa mit: „Aber ich unterstütze dich eh, du musst nur sagen, wo du Hilfe benötigst“. Diese Aussage impliziert jedoch, dass die Mama die ganze Verantwortung trägt und an alles denken muss. Dem Begriff Unterstützung wohnt auch inne, dass sie theoretisch immer entzogen werden kann und es wird generell erwartet, dass man dankbar dafür ist. Durchaus schlechte Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Familie. Mein großer Wunsch an alle Männer: Bitte weniger unterstützen, sondern mehr Eigenverantwortung übernehmen.

Warum ist es so wichtig, über Mental Load zu sprechen?

Während der Corona-Pandemie haben wir die Auswirkungen von Mental Load bei Müttern unverkennbar gesehen: Mütter, die sich abstrampelten neben Homeoffice noch Homeschooling hinzubekommen. Mütter, die noch mehr Stunden unbezahlte Arbeit übernommen haben. Mütter, die nicht mehr konnten und ein Burn-Out hatten, obwohl sie „eh nur in Teilzeit sind“.

Du fragst dich an der Stelle vielleicht, ob es den Vätern nicht genauso gegangen ist? Ganz klar: Nein, nicht in dem Ausmaß. Familienarbeit ist nach wie vor klar Frauenarbeit – es waren sicher ein paar Väter dabei, aber der Großteil davon waren Mütter. Dazu findet man mittlerweile viel Literatur und Studien online. Die Reduktion von Mental Load bedeutet aber in der Folge auch nicht, dass wir Väter überlasten. Es soll nur dazu führen, dass die Belastung besser zwischen allen Parteien aufgeteilt ist, um so auch Müttern Freiräume zu schaffen für ihr Wohlbefinden und die Möglichkeit ihr eigenes Einkommen zu haben, um so finanziell unabhängig zu sein.

Der Motherhood-Pay-Gap

Während Mütter ihre Zeit in die Familie investieren, wird das finanziell oft weder vom Staat in Form von einer gut zugänglichen Kinderbetreuung, noch von den zugehörigen Partnern in Form eines finanziellen Ausgleichs entsprechend honoriert. Die Folge daraus wird vielen Müttern erst bewusst, wenn die Kinder schon groß sind, sich die Pension nähert oder man entschieden hat, sich zu trennen. Dann ist es oft zu spät, noch große Sprünge zu machen und finanzielle Sorgen machen sich breit.

Oft werden bei der finanziellen Betrachtung – etwa der Entscheidung für oder gegen ein Karenzmodell – auch zukünftige Karrierechancen außer Acht gelassen. Nur weil eine Frau aktuell weniger verdient als der Mann, bedeutet das nicht, dass sich das nicht in wenigen Jahren ändern könnte. Somit wird der Gender-Pay-Gap immer mehr zu einem Motherhood-Pay-Gap, da hier die größten Unterschiede sichtbar werden.

Oft entsteht in Familien der Eindruck, dass Mütter für alles zuständig sind, „weil sie ja zuhause sind“. Da die Familienbetreuung aber weit darüber hinausgeht, sollte die mentale Belastung ebenso in gewisser Weise geteilt werden. Ein erhöhtes Verständnis füreinander können wohl vor allem Maßnahmen wie eine geteilte Karenz bringen, in der vom Partner auch der Großteil dieser organisatorischen Aufgaben übernommen wird.

Wichtig ist dabei immer, dem Partner auch Raum zu lassen, die Dinge so zu machen, wie er es eben macht. Das T-Shirt und die Hose deines Kindes passen deiner Meinung nach nicht zusammen oder du legst die Wäsche anders zusammen? Versuche über diese Dinge hinwegzusehen und sieh die positive Seite, dass die Dinge erledigt sind. Mit der Zeit wird auch das immer leichter fallen. Aber auch das beruht auf Gegenseitigkeit: Wenn du ein Jahr lang zuhause warst und dein Partner Vollzeit gearbeitet hat, dann weißt du vermutlich manche Dinge besser als er.

Welche finanziellen Auswirkungen kann es haben, wenn der Mental Load und die Familienarbeit nur bei einer Person liegen?

Da in unserer Gesellschaft nach wie vor traditionelle Rollenbilder stark verankert sind, liegt diese mentale Belastung oft bei den Müttern. Meistens sind die Frauen in Karenz und arbeiten später in Teilzeit. Fast 79% der Frauen mit Kindern zwischen 3 und 6 Jahren in Österreich arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es 8,5%. Die Teilzeitquote bei Frauen ist so hoch wie kaum irgendwo ander in Europa. Es ist keine „individuelle Entscheidung“ von Frauen für Altersarmut, es handelt sich zuallererst um ein systematisches Problem.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist somit nach wie vor Frauensache. Finanziell gesehen bedeutet das klare Einschnitte:

  • Einkommen: Männer verdienen im Schnitt 35.840€ brutto im Jahr, Frauen hingegen nur 22.800€. Das entspricht 36,4%
  • Pension: Der Pensions Pay Gap liegt bei 39% zwischen Frauen und Männern. Männer haben 2019 im Durchschnitt 1.580€ Pension erhalten, Frauen nur 980€.

Frauen leisten mit Übernahme der Fürsorge-Arbeit für die Familie einen großen Beitrag zur Gesellschaft und zur Betreuung der Kinder. Diese Arbeit wird jedoch viel zu wenig honoriert und nicht wenige Männer sehen keine Notwendigkeit, der Mutter ihrer Kinder entsprechend finanziell einen Ausgleich zu zahlen – etwa in Form einer privaten Pensionsvorsorge. Wenn das Geld knapp wird, ist das dann oft die erste Stelle an der gespart wird. Im Falle einer Scheidung (betrifft immerhin fast jede 2. Ehe in Österreich), erwartet viele Frauen eine Pension am Existenzminimum und kaum bis wenige Aufstiegschancen, da sie sich nicht in ihrem Beruf etablieren konnten. Frühzeitig an die finanzielle Basis für die Zukunft zu denken, sei somit jeder Frau nahegelegt. Mehr dazu, wie du Altersarmut vorbeugen kannst, findest du in diesem Blogbeitrag.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinderbetreuung in Österreich oft nicht mit einer Vollzeit-Beschäftigung beider Elternteile vereinbar ist und nach wie vor viele alte Denkmuster vorherrschen. So glauben etwa 50% der Frauen, die zwischen 1970 und 1979 geboren wurden im Alter von 35 bis 44 Jahren, dass ein Vorschulkind unter der Berufstätigkeit der Mutter leidet.

Durch die viele Familienarbeit und den hohen Mental Load sehen Frauen oft gar keine Möglichkeit, wieder ins Berufsleben einzusteigen, da sie erschöpft sind und sie oft zu hören bekommen, dass das nicht vereinbar sei. Indem die Familienarbeit besser aufgeteilt wird, erleichtert das den Wiedereinstieg in den Beruf und ermöglicht so die finanzielle Unabhängigkeit als Frau. Nach und nach wird es so auch alten Denkmustern an den Kragen gehen!

Nächster Schritt: Mental Load erkennen & reduzieren

Ein erster Schritt ist getan: Du weißt jetzt, was Mental Load ist und welche Auswirkungen dieser haben kann. Im nächsten Blogbeitrag erfährst du drei effektive Maßnahmen, um Mental Load zu erkennen und zu reduzieren.

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