Kopf des Monats – Ruth Bader Ginsburg

Ruth Bader Ginsburg

Ruth Bader Ginsburg hat unglaublich viel in ihrem eigenen Leben bewegt und damit sehr viel für die Gleichberechtigung getan. In diesem Porträt stelle ich dir diese großartige Frau vor, von der ich wünschte schon viel früher erfahren zu haben.

Nachtrag: Ruth Bader Ginsburg ist am 18.September 2020 – nur einen Tag nach Veröffentlichung dieses Beitrages – in Washington nach langer Krankheit verstorben.

Die Richterin kämpft auch mit ihren 87 Jahren noch weiter und gibt weder gegen den Krebs noch gegen ideologische Widerstände auf. Vielleicht ist es mir deswegen so schwer gefallen diesen Artikel zu beginnen und über sie zu schreiben: denn wie wird man einer so großartigen Frau mit Worten gerecht? Ich habe es trotzdem versucht und gebe einen Einblick ins Leben der US-Amerikanerin. Welche 3 Dinge können wir von Ruth Bader-Ginsburg lernen?

In einer Gesellschaft aufzuwachsen, in der praktisch sämtliche einflussreiche Positionen und Machtstellungen von Männern besetzt sind, führt unweigerlich dazu, dass Frauen glauben, sie seien das schwache Geschlecht.
- Ruth Bader Ginsburg -
(Gemeinsame schriftliche Zusammenfassung und Stellungnahme, Frontiero v. Richardson, 12. Januar 1973)

1. Es ist nicht unmöglich, nur weil es bisher noch niemand gemacht hat

Ruth Bader Ginsburg war oft eine der ersten Frauen, die klassische Männerpositionen besetzt hat. Dazu zählen ihr Studium in Harvard und ihre Berufung an den Supreme Court.

Beide Male wurde es ihr nicht leicht gemacht. So wurde sie als eine von neun Frauen unter 500 Männern vom Dekan von Harvard gefragt, was sie dazu berechtige, einem Mann den Platz wegzunehmen. Im Netflix-Film „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“, der von ihr handelt, antwortet sie darauf: „Mein Mann Marty ist im zweiten Jahr und ich bin in Harvard, um etwas über seine Arbeit zu erfahren; damit ich eine geduldigere und verständnisvollere Ehefrau sein kann.“ Das dürfte dem tatsächlichen Wortlaut in etwa entsprechen und zeigt, wie wortgewandt und schlau Ruth Bader-Ginsburg kontern kann.

Bei vielen ihrer juristischen Entscheidungen merkt man, wie bedacht sie an Dinge herangeht und das große ganze Bild sieht. Ihrer Meinung nach sollten grundlegende Änderungen nicht am Gericht stattfinden, sondern sie findet es grundsätzlich wichtig, dass diese in der Gesellschaft diskutiert werden und sich so nachhaltig etwas verändert.

Hier findest du den Trailer zum Film „Die Berufung“:

2. Verliere dein höheres Ziel nicht aus den Augen

Obwohl sie ihr Studium mit Bravour als Beste ihrer Klasse bestand, fand sie danach keine Anstellung als Anwältin. Die Gründe dafür waren: weil sie eine Frau war, weil sie Jüdin war und weil sie ein 4 Jahre altes Kind hatte. So begann sie als Jura-Professorin zu arbeiten, auch hier war sie eine von nur zwanzig Frauen in den USA. Ihr wurde jedoch weniger Lohn gezahlt als ihren Kollegen mit der Begründung, dass sie ja einen Ehemann habe, der sich um sie kümmere.

Ruth Bader Ginsburg verfolgt mit viel Pragmatismus ihre Ziele. So zitierte sie einmal Sarah Grimké: „Alles, was ich von unseren Brüdern fordere, ist, dass sie ihre Füße von unserem Nacken nehmen.“ Man hat den Eindruck, dass sie gar nicht kämpfen möchte, dass ihr aber einfach keine andere Wahl blieb. So waren auch viele ihrer Fälle Männer, die diskriminiert wurden, wodurch sie nach und nach allgemeine Ungerechtigkeiten aufdecken konnte und so auch die Frauenrechte stärken konnte.

Ruth Bader Ginsburg hat auch ein Buch geschrieben. In „My own words“ berichtet sie über ihr Leben. Das Buch steht definitiv auf meiner Leseliste!

3. Never walk alone

Ruth Bader Ginsburg sagt, dass sie nur durch die Unterstützung ihres Mannes soweit gekommen sei. In einer konservativen Umgebung ohne Frauenrechte wäre es sonst kaum möglich gewesen, Karriere zu machen. Umgekehrt hat sie ihren Mann tatkräftig unterstützt, als dieser während seines Studiums an Krebs erkrankte. Sie ging zu seinen Vorlesungen und half ihm beim Studium – und das alles mit zwei kleinen Kindern.

Nachdem Ruth Bader Ginsburg nie eine begnadete Köchin war, kocht heute ihre Tochter Jane, die ebenfalls Juristin ist, für sie. Einmal im Monat füllt sie ihren Gefrierschrank auf. Man muss nicht alles selber können und machen, man tut am besten das was man auch gut kann. Es ist in Ordnung, Unterstützung zu haben und Hilfe anzunehmen.

Wen wir um uns haben, beeinflusst uns. Es ist leichter, wenn wir mit Unterstützung durchs Leben gehen. Besonders prägend ist oft die Partnerwahl, da wir für gewöhnlich die meiste Zeit mit unseren Partner*innen verbinden, aber auch unsere Freund*innen und Kolleg*innen. Wer unterstützt dich? Welche Ansichten teilt ihr? Dem Mensch als soziales Wesen fällt es leichter, für etwas einzustehen bei dem man Unterstützung erhält – zumindest aus dem engsten Kreis.

Hier siehst du Ruth Bader Ginsburg in einem Interview im Jahr 2016, in dem sie viel über ihr Leben teilt:

Schwangerschaft

Die Lebensgeschichte von Ruth Bader Ginsburg wirkt aus der Distanz betrachtet schlüssig. Es war aber vieles nicht einfach, so auch ihr Leben als Mutter von zwei Kindern. Sie bekam bereits früh ihre Tochter, meisterte ihr Studium dennoch als Klassenbeste. Zusätzlich kümmerte sie sich um ihren kranken Mann und unterstütze ihn während seiner Krankheit bei seinem Studium.

My mother told me to be a lady. And for her, that meant be your own person, be independent.
- Ruth Bader Ginsburg -

Als sie damals schwanger wurde und vor dem Studienbeginn stand, hatte sie Angst, nicht alles zu schaffen. Ihr Schwiegervater gab ihr dann einen – sehr fortschrittlichen – Ratschlag: „Wenn du das nicht machen möchtest, ist das okay. Aber wenn du wirklich Jura studieren willst, dann wirst du einen Weg finden, dass du Kind und Studium unter einen Hut bekommst.“

Zum Glück hat dieser Ratschlag für sie gereicht, damit sie sich für diesen Weg entschied. Sie hatte eine Nanny, kümmerte sich am Nachmittag um ihre Tochter und lernte am Abend. Ruth Bader Ginsburg sagt auch nachträglich, dass diese abwechslungsreichen Tätigkeiten sowohl für den Beruf als auch für die Familie eine Bereicherung waren und sie eine Art Work-Life Balance hatte. Dieser und ein weiterer Ratschlag waren für sie die wichtigsten Wegweiser, wie sie hier verrät:

Erfolg

Ruth Bader Ginsburg hat es beruflich in jeder Hinsicht geschafft. Sie hat das Jurastudium als Klassenbeste abgeschlossen und ist bis jetzt im Supreme Court tätig. Im Rückblick auf ihre Karriere zeigt sich eines: wenn du etwas willst, dann mach es. Lass dich nicht davon abhalten, dass irgendjemand sagt, dass du etwas nicht machen kannst. Schon gar nicht wegen deines Geschlechts, deiner Religion oder deiner Hautfarbe.

Für mich ist Ruth Bader Ginsburg ein Vorbild, das man sich immer wieder vor Augen führen kann. Vielleicht hilft es, sich in schwierigen Zeiten einfach zu fragen: was würde Ruth Bader Ginsburg mir raten?

Wieso ich mir wünsche, dass Ruth Bader Ginsburg noch lange lebt

Es gibt noch so viel mehr über Ruth Bader Ginsburg zu sagen. Sie hat mich vor allem mit ihrer Klarheit, ihrem Pragmatismus und ihrer Selbstverständlichkeit beeindruckt. Ich bin unglaublich dankbar für Frauen wie sie, da sie uns den Weg geebnet hat zu einer Welt mit mehr Gleichberechtigung. Hoffentlich erfahren viel mehr Leute von ihr und Kinder hören in der Schule davon, was sie geleistet hat. Es wäre schade, wenn es vielen wie mir geht, die erst als Erwachsene von so einer großartigen Frau erfahren.

Es bleibt mir nur zu wünschen, dass es Ruth Bader Ginsburg lange gut geht. Denn ansonsten kann Präsident Trump ihren Nachfolger am Supreme Court nominieren. Wieso, weshalb und warum das so ist und ein Problem darstellt, steht wieder auf einem anderen Blatt geschrieben.

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