3 Wege, um deine Pensionslücke zu schließen

Weg

Kennst du schon deine Pensionslücke? Eine Frage die wir uns leider viel zu selten stellen. Oft sind vor allem Frauen mit ihren alltäglichen Aufgaben so eingespannt, dass für das Thema Finanzen keine Zeit mehr bleibt. Die Pensionslücke macht sich dann aber besonders im Alter schmerzlich bemerkbar.

Dieser Blogbeitrag richtet sich hauptsächlich an (werdende) Mamas. Dennoch sind auch einige Tipps dabei, wenn du keine Familie hast und/oder keine gründen möchtest.

Pensionslücke = die Differenz zwischen deinem letzten Gehalt und deiner tatsächlichen Pension

Aktuell sind in Österreich ein Viertel der Frauen von Altersarmut bedroht. Das bedeutet, dass sie eine Pension mit nur etwa 1.000€ pro Monat zu erwarten haben. Denn um 80% des durchschnittlichen Einkommens über das gesamte Leben in der Pension zu erhalten, muss man aktuell etwa 40 Jahre Vollzeit gearbeitet haben. Im Gegensatz zu früheren Regelungen, dass sich die Pension auf die letzten Jahre bezogen hat oder auf die besten 15 Jahre. Mittlerweile geht es um das Durchschnittsgehalt über das gesamte Leben, was bei den meisten Leuten finanzielle Einbußen bedeutet.

Da sich aber vor allem viele Frauen längere Zeit zuhause um die Kinder kümmern und danach Teilzeit arbeiten, geht sich das bei den wenigsten aus. Mütter müssen dadurch sogar mit Einkommenseinbußen von bis zu 70% während ihres Lebens rechnen!

Es gibt Online einige Rechner, wo du deine (ungefähre) Pensionslücke berechnen kannst. Das geht beispielsweise hier.

In diesem Beitrag erfährst du, welche 3 Wege dir helfen können, deine Pensionslücke zu schließen. Damit du ein deutlicheres Bild hast, wie stark Frauen in Österreich die Pensionslücke tatsächlich zu spüren bekommen, werfen wir vorab noch einen kurzen Blick auf die aktuelle Situation.

Status Quo: Pensionslücke bei Frauen

Dass Frauen arbeiten gehen, ist schon lange keine Seltenheit mehr. So waren 2018 knapp 70% der Frauen zwischen 15 und 64 erwerbstätig. Das Bildungsniveau ist aktuell zudem sogar höher als das von Männern.

Infografik Pensionslücke

Österreich gehört mit 19,6% im Jahr 2018 zu den 10 Ländern innerhalb der EU mit dem höchsten Gender Pay Gap. Das liegt etwa um ein Viertel über dem EU-Durchschnitt von 15,7%. Insgesamt haben Frauen 2018 um 36,7% weniger verdient als Männer. Das bedeutet im Durchschnitt eine Gehaltseinbuße um knapp 13.000€ im Jahr. Auch wenn nur Vollzeitbeschäftigte verglichen werden, verdienen Frauen um etwa 15% weniger als Männer.

Die durchschnittliche Pension 2018 hat bei Frauen 982€ betragen. Bei Männern lag diese bei 1.953€. Die Differenz liegt somit bei etwa 1.000€ monatlich und zeigt die große Gefahr für Frauen auf. Auch wenn in den letzten Jahrzehnten Frauen bereits eher gearbeitet haben und mehr verdienen, schließt sich die Lücke nur langsam. Wenn man beispielsweise nur die neuen Pensionist*innen 2018 betrachtet liegt die Pension von Frauen noch immer um 49,2% niedriger als jene der Männer (versus 49,7%, wenn man den Gesamtbetrachtungszeitraum heranzieht).

Was kannst du als (werdende) Mama gegen deine persönlichen Pensionslücke unternehmen?

Vor allen folgenden Maßnahmen solltest du dir auf jeden Fall Gedanken machen, ob Vollzeit zu arbeiten eine Option für dich ist. Wenn du Teilzeit arbeitest, sind natürlich immer mehr Stunden besser. Auch ein gutes Grundgehalt trägt dazu bei, dass du mehr in deine Pension einzahlst und auch mehr Budget zur Verfügung hast, das du privat anlegen kannst.

Alles, was dein eigenes Geld ist, ist immer besser. Das hast nämlich du in der Hand. Bei vielen anderen Optionen, wie man die Pensionslücke schließen kann, ist man nämlich auf das Wohlwollen anderer Personen angewiesen.

1. Pensionssplitting

Beim Pensionssplitting wird ein Teil der Pension auf den nicht erwerbstätigen Elternteil übertragen. Es können bis zu 50 Prozent übertragen werden, aber auch weniger ist möglich. Aktuell muss man Pensionssplitting aktiv anmelden und es basiert auf Freiwilligkeit.

Pensionssplitting gleicht somit die Pensionslücke insofern aus, dass wenn ein Elternteil nicht oder nur so wenig arbeitet, dennoch einen Teil für seine Rente ausgeglichen bekommt. Hört sich fair an, oder? Politisch wird schon länger diskutiert, dass Pensionssplitting automatisch im Hintergrund durchgeführt werden soll. Leider ist es bisher noch nicht zu dieser Änderung gekommen.

Laut einer kleinen Umfrage auf meinem Instagram Account hat der weit überwiegende Großteil noch nie etwas von der Möglichkeit des Pensionssplittings gehört. Auch wenn diese Umfrage keineswegs repräsentativ ist, dürfte das ganz gut der Realität entsprechen. Zwar ist die Inanspruchnahme 2019 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 40% gestiegen, in absoluten Fällen sind das aber nur 583. Im Vergleich dazu kamen etwa 85.000 Kinder zur Welt. Es haben also weniger als 1% der Eltern Pensionssplitting in Anspruch genommen.

Wenn also du oder dein*e Partner*in (fast) voll erwerbstätig sind und der andere Elternteil sich um die Kinderbetreuung kümmert, ist Pensionssplitting ein guter Weg. Dadurch können Differenzen am Pensionskonto zumindest zu einem Teil ausgeglichen werden.

Es wird auch bald einen separaten Artikel zum Pensionssplitting geben, damit du noch weitere Informationen dazu zur Verfügung hast.

2. Privat vorsorgen

Hast du eine private Vorsorge? Auch wenn man die meiste Zeit seines Lebens Vollzeit arbeitet, sollte man nicht nur auf ein Pferd setzen – in diesem Fall die gesetzliche Pension. Wir werden immer älter und unsere Lebensstandards steigen. Es kann dir passieren, dass du gut 20 bis 30 Jahre in Pension „verbringst“. Und in diesen will man dann sicher nicht am Existenzminimum leben.

Daher ist es sinnvoll, neben der gesetzlichen Pension auch auf eine private Pensionsvorsorge zu setzen. Achte dabei darauf, dass deine Anlage einerseits sicher ist, andererseits sollte sie auch gewinnbringend sein. Aktuell bieten sich vor allem Fonds, beispielsweise in Form von ETFs an.

Nimm deine Finanzen selbst in die Hand! Bevor du etwas abschließt, was du nicht verstehst, lies dich in das Thema ein beschäftige dich damit. Du willst ja nicht, dass wer anderer am Ende mehr Geld von deinem Ersparten hat, als du selbst.

In meiner Blogreihe „Das Märchen von den Finanzen“ findest du einige Tipps dazu. Für den Beginn eignet sich auch das Buch von Madame Moneypenny. Wenn du dich jede Woche nur eine Stunde mit dem Thema beschäftigst, hast du nach einiger Zeit bereits einen guten Überblick. Vielleicht ist für dich die optimale Lösung, 10 Minuten am Tag einen Artikel zu lesen. Das geht auch gut zwischendurch, wie etwa bei der Zug- oder U-Bahn-Fahrt.

Im nächsten Punkt Ausgleichszahlungen findest du zudem ein Beispiel zur privaten Vorsorge.

3. Ausgleichszahlung vereinbaren

Wenn du dich hauptsächlich um die Kinderbetreuung kümmerst, solltest du über eine Ausgleichszahlung deines*r Partner*in nachdenken. Einerseits verdienst du in dieser Zeit weniger, andererseits entgehen dir auch Karrierechancen. Dieses Geld kannst du dann für deine Pension anlegen.

Diese Berechnung ist immer sehr individuell, dennoch hier ein Beispiel als Veranschaulichung. Wenn dir dein*e Partner*in beispielsweise 100€ pro Monat als Ausgleich zahlt über 15 Jahren, die du aufgrund von Kinderbetreuung nicht Vollzeit gearbeitet hast, wirkt sich das folgendermaßen aus:

  • Gesparter Betrag über 15 Jahre: 18.000€
  • Wenn du diese 100€ monatlich in einen ETF Sparplan steckst und wir von einem Zinssatz von 5,0% ausgehen: zusätzlich 8.596€
  • Wenn du die Sparrate von 100€ über insgesamt 30 Jahre beibehältst, entsteht folgendes Gesamtvermögen bei einem Zinssatz von 5% in einem ETF-Sparplan: 81.886€ (wobei du insgesamt „nur“ 36.000€ eingezahlt hast)
  • Mit dem Betrag von 81.866€ könntest du dir dann über 20 Jahre zusätzlich etwa 340€ pro Monat auszahlen.

Wie du siehst, wirkt sich der Zinseszinseffekt sehr stark auf dein Vermögen aus. Ab einer gewissen Schwelle gibt es sogar einen höheren Wertzuwachs, als das was ursprünglich eingezahlt worden ist. Mit einem Betrag von 100€ kannst du für deine Pensionsvorsorge sehr viel bewirken.

Schaue dir aber alle Möglichkeiten im Detail an und finde die beste für dich. Ohne Zinseszinseffekt hättest du über den 30-jährigen Ansparzeitraum zum Beispiel „nur“ 36.000€, die durch die Inflation auch noch an Wert verlieren. Nicht zu unterschätzen ist dabei der Faktor Zeit. Je früher du beginnst, desto mehr profitierst du vom Zinseszinseffekt.

Was den Zinseszinseffekt so interessant machst, erfährst du in diesem Video:

Schwangerschaft

Wenn du planst, eine Familie zu gründen, solltest du gemeinsam mit deinem/r Partner*in überlegen, welche Variante hinsichtlich Kinderbetreuung für euch am idealsten ist. Eine gute (finanzielle) Planung vorab kann euch so manche Überraschung danach ersparen. In vielen Fällen lohnt es sich auch, wenn man etwas Geld für eine Steuerberatung in die Hand nimmt. Das Geld, das man hier ausgibt, bekommt man dann nämlich oft ein Vielfaches retour.

Wenn du alleine (oder hauptsächlich) in Karenz gehen wirst und auch danach für die Kinderbetreuung zuständig sein wirst, solltest du einiges bedenken. Welche Gehaltseinbußen wirst du haben? Welche Karrieremöglichkeiten könnten dir entgehen? Welche Art von Ausgleich könnt ihr vereinbaren?

Berücksichtige trotzdem, dass im Falle einer Trennung oder eines Schicksalsschlages ein Wiedereinstieg ins Berufsleben nach einer langen Pause sehr schwierig sein kann. Verpasste Karrierechancen und Erfahrung kann man dann leider nicht mehr bzw. nur sehr schwer nachholen. Wenn du dir ein unabhängiges Leben wünschst, ist (zumindest teilweise) bald wieder im Berufsleben zu stehen, unabdingbar.

Arbeit
Erfolg

Wenn du gerade deine Karriere gestartet hast, ist wahrscheinlich nicht das Erste, woran du denkst, für deine Pension zu sparen. Vielleicht hast du dein Studium beendet und willst dir jetzt etwas gönnen. Oder du sparst lieber auf die erste richtige eigene Wohnung oder deine Hochzeit. Die Pension erscheint dir einfach noch weit weg, darum kümmerst du dich irgendwann später. Je früher du jedoch beginnst, desto weniger Aufwand ist notwendig. Nimm dir daher schon in jungen Jahren deine Finanzen vor.

Geld ist nicht alles, dennoch macht es das Leben einfacher, wenn man ausreichend davon hat. Wenn du deine Finanzen gut im Griff hast, hast du auf jeden Fall eine Sorge weniger. Mache dir auch Gedanken zu deiner Karriereplanung: Welche Investitionen in dich selbst bringen dich voran und lohnen sich? Welche Karriere- und Gehaltssprünge hast du mittel- und langfristig in Aussicht?

Zusätzlich ist es auch hilfreich, wenn du dir die folgenden Fragen stellst: Auf welche größeren Ausgaben möchtest du parallel zu deiner Pensionsvorsorge sparen? Welcher Lebensstandard macht dich glücklich? Worauf kannst du verzichten? Das ermöglicht dir nicht nur, dass du gut für deine Pension gerüstet bist, sondern allgemein einen guten und langfristigen Umgang mit Geld zu finden.

Du kannst nicht früh genug damit anfangen, deine Pensionslücke zu schließen. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass du als Frau eine geringe Pension haben wirst, leider weiterhin groß. Selbst wenn du dich in einer guten finanziellen Situation befindest, solltest du dich frühzeitig mit deiner Pensionsvorsorge beschäftigen. So kannst du den Faktor Zeit für dich spielen lassen und deiner Pension entspannt entgegensehen.

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Dennoch besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit.
Auszug der herangezogenen Quellen:
Statistik.at
Welt der Frauen
Bundeskanzleramt
Statista
Pensionsversicherungsanstalt

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