Kopf des Monats – Allyson Felix

Allyson Felix

Du kennst Allyson Felix nicht? Ich bis vor kurzem auch nicht, es war aber höchste Zeit, das zu ändern. Allyson Felix ist nicht nur eine der erfolgreichsten Leichtathletinnen der Geschichte. Sie hat auch ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit erhoben.

Ganz nebenbei hat sie auch noch Usain Bolt bei der Anzahl der Weltrekorde überholt (wenige Monate nachdem sie ein Kind auf die Welt gebracht hat). Mehr als genug Gründe, sich diese Frau genauer anzusehen. Heute gibt es Inspiration pur: Welche 5 Dinge können wir von Allyson Felix lernen?

1. Setze dir große Ziele

Allyson Felix kam zwar erst mit 14 Jahren zur Leichtathletik, ihr großes Talent wurde aber schnell erkannt. Kein Ziel war ihr zu groß, was man an ihren unzähligen Rekorden und Erfolgen sieht. Hartes Training und Talent gehören dazu, dennoch muss man auch an sich selbst glauben. Die gläubige Christin bezeichnet ihr Talent als „Geschenk Gottes“ und gibt sich bei ihren Erfolgen immer sehr bescheiden. Wie viele Sportler, visualisiert Allyson ihre Rennen vorab. Wieso das nicht auch im normalen Leben anwenden? Wie sieht dein Traumleben aus? Welche Schritte sind dafür notwendig?

Lass dich dabei nicht von negativen Gedanken runterziehen. Aus Angst vor Enttäuschung, trauen wir uns oft nicht zu träumen. Ich bin jedoch wie Allyson davon überzeugt, dass wir auch zulassen müssen, uns den Erfolg vorzustellen.

I am a big believer in visualization. I run through my races mentally so that I feel even more prepared.
- Allyson Felix -

2. Lass dir nicht alles gefallen

Allyson wurde, kurz nachdem ihr Ausrüstervertrag mit Nike ausgelaufen war, schwanger. Die Athletin war sehr schnell wieder fit und bot Abschläge an, wenn ihre Leistung nicht den Erwartungen entsprechen sollte. Dennoch war das beste Angebot von Nike ein um 70 Prozent niedrigeres als vorher.

Nach den schwierigen Verhandlungen beschloss Allyson, an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie ermutigte auch ihre Kolleginnen und sprach sie direkt mit „Unsere Stimmen haben Gewicht“ an. Der ausgelöste Skandal hat Nike viel Kritik eingebracht, andere Sportartikelhersteller konnten hingegen profitieren. Allyson Felix hat es danach sportlich allen gezeigt und Usain Bolt sogar bei den Rekorden überholt.

Gegen Ungerechtigkeiten ankämpfen ist schwierig und manchmal fühlt man sich in die Ecke gedrängt. Wenn Allyson dem Vertrag jedoch zugestimmt hätte, wäre dieser Missstand niemals einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Nike hat danach auch eine Art Karenz von 18 Monaten bei Athletinnen eingeführt. Dieser große Wandel war nur aufgrund ihrer Beharrlichkeit möglich und, dass sie sich ihres Wertes bewusst war.

3. Trau dich, ungewöhnliche Wege zu gehen

Du musst keinen traditionellen Wegen folgen. Allysons Ehemann hat für die Olympischen Spiele, die für 2020 geplant waren, eine Auszeit von seinem Job bei Chrysler genommen. Die Familie ist zudem von Los Angeles nach Michigan gezogen, damit Allyson bei ihrem Coach trainieren kann.

Aufgrund von Covid-19 kam dann vorerst alles anders, denn die Olympischen Spiele wurden auf 2021 verlegt. Wegen dieser Restriktionen muss(te) sie zuhause trainieren. In dieser Zeit beschreibt Allyson ihren Tagesablauf so, dass sie in der Früh Zeit mit ihrer Tochter verbringt und danach Lauftraining macht. Später trainiert sie in ihrem Fitnessbereich zuhause, was ihre kleine Tochter sehr lustig findet. Sie essen dann am Abend alle gemeinsam als Familie. Dennoch achtet sie auch darauf, dass sie Zeit für sich findet.

Trotz der außergewöhnlichen Situation klingt es in Interviews von ihr so, dass sie trotz ihrer Karriere qualitativ hochwertige Zeit mit ihrer Familie verbringt. Sicher ist das oft genug eine Herausforderung. Vor allem dem eigenen Perfektionismus muss man sich da sicher widersetzen.

Trau auch du dich und sei mutig, über vielleicht ungewöhnliche Wege nachzudenken. Oft entstehen Hürden nämlich besonders in unserem Kopf und in der Realität ist es dann gar nicht so schlimm. Und manchmal hilft es vielleicht gezuckerte Donuts im Bett zu essen – das dürfte Allyson nämlich laut der Auskunft ihres Bruders heiß lieben.

4. Nutze deine Stimme

Allyson hat ihre Stimme für mehr Gerechtigkeit für (schwangere) Frauen im Sportbereich genützt. Und es hat sich ausgezahlt! Sie setzt sich auch weiterhin beispielsweise bei Interviews oder auf sozialen Netzwerken für wichtige Themen ein. Aktuell macht sie sich etwa für die „Black Lives Matter“-Bewegung stark.

Nutze auch du deine Stimme. Es muss nicht immer im Großen sein, auch kleine Schritte bringen dich voran. Vielleicht erhebst du das nächste Mal deine Stimme, wenn jemand einen sexistischen oder rassistischen Kommentar von sich gibt? Oft glauben wir, dass uns niemand hört, aber wenn du nur bei einer Person etwas auslöst, hast du schon etwas bewirkt.

5. Du musst dich nicht entscheiden

Sportlerin, Mutter oder Partnerin? Allyson scheint auf nichts in ihrem Leben verzichten zu wollen: Sie hat eine großartige Laufkarriere hingelegt, eine kleine Familie und ist aktuell auf dem Cover von Harper´s Bazar und Parents. Wow!

Hast du das Gefühl, dass du nur eine Rolle im Leben(sabschnitt) einnehmen kannst? Aktuell gehst du vielleicht ganz im Job auf, in ein paar Monaten bist du dann ganz Mutter? Da meldet sich wieder der Perfektionismus bei vielen: Für die Familie MUSS jeden Tag frisch gekocht werden, die Wohnung MUSS immer sauber sein, die Präsentation MUSS noch ein zehntes Mal korrigiert werden.

Es gibt Frauen, die sich sehr gerne auf einen Bereich fokussieren und die das glücklich macht. Dennoch gibt es auch viele, die lieber von allem ein bisschen sein wollen. Du MUSST dich nicht entscheiden, KANNST du aber.

Nimm dir etwas Zeit und überlege, was aktuell für dich wichtig ist oder ob es etwas gibt, was gerade zu kurz kommt. Wenn dir etwas fehlt, kann es helfen, den Perfektionismus zu hinterfragen: wer erwartet von dir, dass beispielsweise jeden Tag frisch gekocht wird? Deine Familie? Oder vielleicht doch du selbst? Oft handelt es sich um selbstauferlegte Bürden. Diese können wir aber auch selbst wieder auflösen und vielleicht einen besseren Weg finden.

Wenn dir die Rollen zu viel sind und du dich lieber auf eine Sache konzentrieren möchtest, kannst du dich umgekehrt fragen: will ich das alles wirklich machen, was ich gerade tue? Was von den Sachen mache ich nur, weil ich glaube, dass es jemand von mir erwartet? Kann ich mir in manchen Bereichen Hilfe holen, wie etwa eine Putzhilfe oder eine Babysitterin für ein paar Stunden in der Woche?

Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft und die damit verbundenen Konsequenzen im Beruf machen besonders Frauen oft Angst. Auch für Allyson war es schwierig „den richtigen Moment“ für das Muttersein zu finden. Sie beschloss aber, dass sie Athletin und Mutter sein wollte. Sie sagt, dass ihr bewusst war, dass es in ihrer Branche der „Todeskuss“ sein kann, wie es ihre Laufkollegin Phoebe Wright einmal ausgedrückt hatte. Dennoch wollte sie ihren Traum davon, beides zu haben, nicht ad acta legen.

Trotz eines Notfall-Kaiserschnitts war Allyson schnell wieder in Form. Wobei sie selbst sagt, dass sie sich auch sehr unter Druck gesetzt hat. Sie wollte in ihren Vertrag bei Nike hinein verhandeln, dass sie nicht bestraft wird, wenn sie die ersten Monate nach der Geburt nicht die gewohnte Leistung abliefern konnte. Das wurde jedoch abgelehnt.

Allyson wollte als eine der hochangesehensten Sportlerinnen mehr Schutz verhandeln, weil sie sich sagte „wenn nicht sie, wer dann?“. Die Enttäuschung über Nike war dann sehr groß bei ihr. Sie hatte damals bei ihnen unterschrieben, weil sie den Eindruck hatte, dass sie fortschrittlicher sind. Zugunsten dieser Annahme hat sie sogar auf mehr Geld bei anderen Ausstattern verzichtet.

Kurz darauf hat sich aber zumindest einiges in der Branche getan und einige Unternehmen, wie Burton, begannen den Schutz von (schwangeren) Frauen mit in ihre Verträge aufzunehmen. Auch Nike hat schließlich etwas eingelenkt. Allyson war auch danach erfolgreich und hat mit ihrem Kampf noch mehr Leute erreicht. Heute ziert sie die Titelseiten von renommierten Magazinen und hat noch viel mehr Fans.

Besonders für Frauen ist es nicht leicht „alles haben zu wollen“. Manchmal ist der Kampf zermürbend und man fragt sich vielleicht das eine oder andere Mal, wofür man das alles macht. Erinnere dich dann an Allyson Felix und wie sie Usain Bolt den Rekord abgenommen hat – acht Monate nach einem Notfallkaiserschnitt. Behalte aber auch deine persönlichen Bedürfnisse im Hinterkopf. Wie Allyson als sie dafür gekämpft hat, dass Frauen nach der Schwangerschaft mehr Schutz gewährt wird. Lass dich nicht unterkriegen!

Erfolg

Viel wurde schon dazu gesagt, wie Allyson so erfolgreich wurde. Im beruflichen Kontext sind das Durchhaltevermögen und die Konsequenz von Allyson extrem beeindruckend. Wie auch bei ihr, zeigt die Retrospektive auf erfolgreiche Lebensgeschichten, dass es sehr oft Tiefschläge gab. Irgendwann aber ging es dann schlussendlich bergauf. Allyson Felixs Geschichte kann eine große Inspiration sein, wenn du dich gerade in einem Tal befindest.

Allyson zeigt uns, dass sich Familie und Karriere nicht ausschließen (müssen). Lass dir nicht einreden, dass du dich entscheiden musst!

Allyson Felix Doha

Allyson Felix hat mich sehr beeindruckt. Sie ist eine unglaublich starke Frau, die immer ihre Ziele verfolgt hat und für ihre Überzeugungen gekämpft hat. Wenn etwas unmöglich erschien, hat sie es einfach gemacht.

Dennoch ist sie sehr bescheiden und am Boden geblieben. Sie teilt auch in Interviews und den sozialen Netzwerke ihre Gefühle und was sie manchmal ins Wanken bringt. Das macht Allyson noch sympathischer und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Ein echtes Vorbild!

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